Hans Aeschbacher (1906–1880, Maler und Bildhauer)
VENUS DE SIX-FOURS, 1952, Lavastein.
Flussbad Oberer Letten
Eher verwandt mit der von Willendorf als der von Milo oder von Botticelli, archaisch und etwas amorph, aber doch eindeutig weiblich steht sie mitten unter sonnenhungrigen Badegästen, gängige Schönheitsideale weiblicher Körper ignorierend. Sonne und Hitze bringt sie gleich doppelt nach Zürich: Benannt nach und geschaffen im südfranzösischen Six-Fours-les-Plages an der Côte d’Azur, während fast zwei Jahrzehnten der Sommerwohnort des Künstlers, besteht sie aus schwarzem, porösem Lavastein. Tellurisch-sinnlich nannte Aeschbacher diese Schaffensphase, und tatsächlich sieht die Venus aus, wie wenn sie den Umrissen nach aus dem Boden, aus der Erde gehauen wurde, in den Rundungen erstarrender Lavaflüsse. Als ob sie die Verkörperung einer vordiskursiven Weiblichkeit abschliessend greifbar machen würde, ändert sich Aeschbachers Schaffen kurz nach der Fertigstellung der Venus radikal – die Formen wie auch die Werktitel werden konkret-abstrakt, kantig und geometrisch. Wer Aeschbachers Entwicklung nicht verfolgt hat, erkennt den Künstler nicht wieder.
Auch wenn die archaisch-organischen Figuren Aeschbachers seinen Ruf als Künstler begründeten, wurde er erst mit den Werken, die er nach 1953 geschaffen hat und die der konkreten Kunst zugeordnet werden können, international bekannt.
Text: Sabina Horber
Künstlerische Intervention von Dorothea Rust: