Harald Naegeli (*1939, Sprayer, Zeichner)
Zwei Strichfiguren (EILENDES WESEN und PAPAGENO?), Acrylfarbe (?)
Parkhaus Hauptbahnhof, Sihlquai 41
Statt zur Jagd auf Pokémon ruft der Tages Anzeiger im Sommer 2016 dazu auf, Harald Naegelis Werke in Zürich zu fotografieren, zu benennen und schliesslich virtuell zu kartieren: Das einst klandestine, vergängliche und juristisch verfolgte Schaffen verwandelt sich so in sein Gegenteil. Erhaltens- und schützenswert sind die Zürcher Naegeli, dokumentiert sollen sie werden, falls der eine oder andere uneinsichtige Liegenschaftsbesitzer die Werke doch noch entfernen lässt. Da, wo sie bleiben dürfen, werden sie restauriert und durch Acrylglas geschützt. Statt Protest sind die Zeichnungen einverleibtes Kulturgut geworden, in städtischem Besitz, statisch, ohne anzuecken. Die mittlerwile wieder entfernte Fischgräte auf dem Acrylglas im siebten Stock – Tribut oder Protest – lässt die Sache zum Himmel stinken.
Noch immer nicht ganz versöhnt sei Naegeli, schreibt die NZZ zu seinem 75. Geburtstag. Als Sprayer von Zürich identifiziert, wird Harald Naegeli 1981 zu hohen Schadenersatzzahlungen und einem unbedingten Freiheitsentzug verurteilt. Seither zieht er Düsseldorf Zürich vor, ganz weg scheint er aber nie gewesen zu sein: Immer wieder findet sich ein neuer Naegeli. Oder ein Nachahmer.
Text: Sabina Horber
Künstlerische Intervention von Noyau (Yves Nussbaum):