Victor von Meyenburg (1834–1893, Künstler und Bildhauer)
HADLAUB-DENKMAL, 1884 (1990 zerstört), Sandstein
Platzpromenade, Platzspitz
Fast schon sinnbildlich für die traurigste Zeit in Zürichs jüngerer Geschichte steht auf dem Platzspitz ein leerer Sockel, auf seiner Oberfläche grobe Überreste von etwas, das früher darauf stand, die Seiten mittlerweile gesäubert von ‚Fuck the Poliz’ und einem autonomen A.
Gut hundert Jahre zuvor löste Gottfried Kellers Novelle ‚Hadlaub’ eine Welle des Interesses aus. Angelehnt an Kellers romantisierende Geschichte um den bedeutendsten Schweizer Minnesänger entstanden unter anderem ein Wandfresko, ein Dramentext, aus dem später eine lyrische Oper hervorging. Eine Strasse am Zürichberg wurde nach ihm benannt und der Bildhauer von Meyenburg schenkte der Stadt Zürich seine lebensgrosse, in Stein gehauene Vorstellung von Johannes Hadlaub.
1990, mitten im Drogenelend, wütete ein Sturm, ein Ast brach ab, der Kopf Hadlaubs ging unreparierbar zu Bruch. Der verbleibende Körper wurde weggespitzt und lagert seither, fast vergessen, in einem Kunstdepot der Stadt.
Victor von Meyenburg ist eines der vielen Kinder des später in Ungnade gefallenen Schaffhauser Bürgermeisters Franz Anselm von Meyenburg-Stockar und Vater der Sozialarbeitspionierin Marta von Meyenburg. Im Landesmuseum finden sich einige dekorative Bauplastiken von Meyenburgs.
Text: Sabina Horber
Künstlerische Intervention von Gerhard Meister und Herwig Ursin: